MEIN ÖTZTALER 2012 – TEIL I – VOR DEM RENNEN

Sonntag, 26. August 2012 – 4:45 Uhr: Mein Wecker läutet. Hätte er aber nicht unbedingt müssen, weil ich sowieso schon seit 4 Uhr früh nervös und unausgeschlafen im Bett liege. Überhaupt war es eine kurze Nacht – das Hirn arbeitet auf Hochtouren, hunderte Male bin ich in dieser Nacht die Strecke durchgegangen, immer quälten mich dieselben Fragen:

Wann und wo  ich essen bzw.  trinken möchte, wo ich aufpassen muss, welche Probleme auf mich zukommen können, kann ich das schaffen, was wenn ich es nicht schaffe, ziehe ich das lange oder das kurze Trikot an, wenn ich das kurze nehme, reichen dann die Ärmlinge, welche Verpflegung kommt für den ersten Berg ins Trikot, welche Laufräder nehme ich jetzt, lass ich die Carbon drauf oder baue ich in der Früh nochmal auf Alu um, ich darf nicht vergessen noch die Startnummer zu montieren, wenn die Inhaberin der Pension nicht aufwachen sollte, wie komme ich dann zu meinem Fahrrad im Keller, warum muss die Kaltfront pünktlich zum Rennen eintreffen, wie wird das verdammte Wetter jetzt wirklich?

Der erste Weg führt mich zum Fenster: es ist kalt, die Straße nass, aber zumindest regnet es nicht. Somit war die Entscheidung gefallen die Carbonlaufräder drauf zu lassen und zu hoffen, dass es nicht doch noch schüttet. Beim Frühstück um 5 Uhr früh treffen mein Vater und ich auf eine gut gelaunte Gastgeberin, die nur wegen uns auf ihren wertvollen Schlaf verzichten musste. Mein Kaffee wird mir mit den Worten „ich geh wieder schlafen“ übergeben und ich beginne damit mir meine Wurst- und Nutellasemmerln herzurichten. Trotz meiner notorischen morgendlichen Appetitlosigkeit zwinge ich mich zu einem „Breakfast for Champions“ in Form von meinen Semmeln und zwei Stück Kuchen. Das sollte als Grundlage bis zur ersten Labe reichen. Nach dem Frühstück wird noch die leicht verdauliche Verpflegung, in Form von Schinken-Käse Semmeln und wieder Kuchen für den Abschnitt Völs – Brenner hergerichtet, die mir mein Vater am vereinbarten Ort überreichen soll. Danach wird an zum letzten Mal am Rad herumgeschraubt, ehe ich um 6:15 auf das Rad steige:

Ich rolle Richtung Startaufstellung und der Tacho, der gerade eben noch funktioniert hat, zeigt plötzlich nur mehr die Pulsfrequenz an – immerhin etwas, aber der Ärger ist trotzdem groß, was mithilft den ohnehin schon hohen Puls auf eine Frequenz zwischen 115 und 130 anzuheben, also ca 40-50 Schläge höher als normal. Soviel zum Thema Nervosität. Ich reihe mich in der Startaufstellung weiter hinten ein, über einen Kilometer von der Startlinie entfernt. Der „Kampf“ weiter vorne interessiert mich nicht, bei meiner erwarteten Rennzeit von 12 Stunden kommt es mir auf die paar Sekunden auch nicht an.

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Die letzten Fotos werden geknipst,  die ich gleich mit den letzten Infos an Peter maile um ihn mit Neuigkeiten für den Blog zu versorgen. Dann hänge ich mich über den Lenker und versuche irgendwie den Puls wieder runter zu bekommen.

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In den letzten paar Minuten vor dem Start gelingt es mir zum Glück noch den Tachomagneten neu und richtig zu positionieren, damit ich während meiner Fahrt auch alle notwendigen Informationen erhalte. Um 6:45 Uhr fällt schließlich der Startschuss der Tiroler Schützen und es tut sich erst einmal gar nichts. Es vergehen mehrere Minuten, ehe sich das Feld langsam in Bewegung setzt und ich um 6:56 Uhr die Startlinie überquere und das Abenteuer Ötztaler Radmarathon 2012 beginne.

Was erwartet euch im nächsten Eintrag? Es wird kälter, feuchter und dann kommt der große Schock. Vom Blitzstart über den Schlag in die Magengrube bis zu den fliegenden Holländern, all das und vieles mehr dann morgen hier im Blog…

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